Eine spannende Interpretation neuropsychologischer Erkenntnisse liefert derzeit Thomas Fuchs, Professor für Psychiatrie am Universitäts-Klinikum Heidelberg. Mit seinem Buch „Das Gehirn – Ein Beziehungsorgan“ beschreibt er das Gehirn als
Vermittlungs- und Transformationsinstanz für die vielfältigen Interaktionen von Organismus und Umwelt. Fuchs distanziert sich damit von radikal-konstruktivistischen Positionen wie auch von Formen eines neuropsychologischen Reduktionismus, die den freien Willen des Menschen in Abrede stellen (z.B.: Gerhard Roth und Wolf Singer).
Spannend auch seine Beschreibung des Lernvorgangs: „Im Zuge horizontaler Interaktionen mit der Umwelt werden nämlich wiederkehrende Wahrnehmungs- und Verhaltensmuster extrahiert und als sensorische, motorische, affektive u.a. Schemata im Gedächtnis des Organismus, in erster Linie im Gehirn niedergelegt. Diese Erfahrunsgbildung betrifft vor allem die neuronalen Strukturen des „impliziten Gedächtnisses“ (Fuchs, 2009, S.128) und etwas weiter schreibt er: „Durch implizites Lernen sedimentieren sich wiederkehrende Interaktionen mit der Umwelt in Bereitschaften, Fähigkeiten und Kenntnissen. Dabei vermehrt ein Lebewesen sein implizites Wissen und Können nicht etwa durch Anfüllen eines Informationsspeichers, sondern durch Veränderung seiner organischen Struktur, …“ (Fuchs, 2009, ebenda).
In der November-Ausgabe von „brand eins“ erläutert Thomas Fuchs seinen Forschungsansatz. „Das Gehirn denkt nicht“ lautet der Artikel, der deutlich macht, dass Bildgebende Verfahren in der Hirnforschung keinesfalls der Weisheit letzter Schluss sein können.
Auf der Homepage seines Forschungsvorhabens, dass diesen ganzheitlichen Ansatz in mehreren Teilprojekten wissenschaftlich untersucht, finden sich viele weiterführende Informationen.
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